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Die Allgemeine Zeitung Mainz berichtet: „Beim Kartenspielen Englisch lernen“

 

 

Helke Voß-Becher hat „Triple English“ entwickelt. Das Spiel hilft bei Legasthenie in der Fremdsprache. Schüler ihres Nieder-Olmer Instituts Leno haben es mit getestet.

 

Doch: Unregelmäßige englische Verben können auch Spaß machen. Am Tisch in ihrem Büro sitzt Legasthenietherapeutin Helke Voß-Becher mit ihren zwei Schülern Sophie und Lukas und befasst sich spielerisch und mit viel Freude mit dem eigentlich ungeliebten Thema. Sie hat gerade mit „Triple English“ ein Kartenspiel (Grafik: agentur42, Bodenheim, Mario Fuhr) zu den englischen unregelmäßigen Verben herausgebracht, das vorher von Schülern mitentwickelt und getestet wurde, die eine Lese-Rechtschreib-Störung (Legasthenie) haben. Helke Voß-Becher führt mit ihrem Kollegen Frank Tümmler in der Stadtmitte das Lerncenter „Leno“, das sich auf die Legasthenietherapie in der Fremdsprache Englisch spezialisiert hat.

 

„Do you have send – sent – sent?“, fragt Helke Voß-Becher ihren Mitspieler Lukas. „No“, hat er nicht, also kann sie keine drei Karten auslegen und muss eine vom Stapel nehmen. Es geht weiter zu Sophie, die auf der Suche nach „wear – wore – worn“ ist. Die drei Spieler ziehen Karten vom Stapel, legen bestimmte Kombinationen aus, „bauen“ mit weiteren Karten an, taktieren mit Jokern. „Es ist ein bisschen wie beim Rommé“, sagt Helke Voß-Becher. Zentral für den Lerneffekt sei das Erfragen von Verbkarten, denn dabei und beim Auslegen nennt jeder Spieler immer alle drei Verbformen – eine gute Übung. Von Lukas stammt die zusätzliche Spielidee, immer auch die deutsche Übersetzung der Wörter beizusteuern.

 

Sophie geht in die sechste Klasse und hat im Englischunterricht häufig mit den unregelmäßigen Verben zu tun. „Das Spiel hat mir sehr geholfen, leichter zu lernen“, erzählt sie. Und es habe einen gewissen „Suchtfaktor“, denn sie freue sich, wenn es ihr gelinge, viele Karten loszuwerden und zu gewinnen. Lukas besucht die zehnte Klasse und weist darauf hin, dass die unregelmäßigen Verben „eigentlich immer“ gebraucht werden, wenn man verschiedenen Zeitformen ausdrücken möchte. „Bei Triple English merkt man gar nicht, dass man lernt, das passiert so nebenbei“, schildert der Schüler seine Erfahrung. Wenn man die Verbformen kenne, sie beim Kartenspiel gleichsam erfühle, falle das Lernen leichter. „Und das gibt ein gutes Selbstwertgefühl“, findet er.

 

 

Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Störung hätten Merkschwierigkeiten, erläutert die Therapeutin. Deshalb habe sie überlegt, wie sie sich mit ihnen der sehr komplexen Systematik der englischen Verben annähern könnte. Schnell war klar: „Da mache ich ein Spiel draus.“ Dieses Spiel testete sie mit ihren „Kunden“, stellte fest, dass diese durch das Wiederholen der Verbformen beim Kartenauslegen diese sehr gut einübten. „Die wenigsten haben schließlich ein fotografisches Gedächtnis und können sich nach nur einem Blick die Verbformen merken.“

Die Sprachwissenschaftlerin und ihr Kollege bieten die Therapie in Englisch ab der fünften Klasse an, Helke Voß-Becher offeriert sie auch in Deutsch ab Klasse vier, Frank Tümmler auch in Latein. Manche Schüler kommen nur zwei Jahre zur Therapie, andere lassen sich bis zum Schulabschluss dabei helfen, besser zurechtzukommen und sich zu stabilisieren. Helke Voß-Becher lehnt sich eng an die schulischen Themen an, hält Kontakt zu den Lehrern. Klar strukturierte Aufgabenblätter ohne Tohuwabohu aus bunten Bildern und Schriften, die nur ablenken würden, hat sie entwickelt. Sie nutzt Spiele, für jüngere Kinder gibt es Bewegungsangebote. CDs helfen beim Hörverständnis, und auch Übungen am Computer setzt Leno ein. Schüler, die das wollen, dürfen sich in die Hängematte in Helke Voß-Bechers Büro legen. Bei sanften Bewegungen kann man sich nun mal Vieles besser merken. Nicht nur die unregelmäßigen Verben.

 

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©Bildnachweis: Allgemeine Zeitung